Mittwoch, 14. Februar 2007

Nachtrag: Champagner beim Empfang in der assemblée nationale

Um die Liste der Getränke zu vervollständigen, die ich sozusagen verpflicht bin dienstlich zu mir zu nehmen, muss ich natürlich dieses mythische Getränk aus der Champagne hinzufügen. Ein Getränk, für das man minimal 15€ pro 0,75 l Flasche auf den Ladentisch legen muss, das die Kinder hier im XVI Arrondissement vermutlich in ihrer Nuckelflasche haben und das integraler Bestandteil jeden gesellschaftlichen Ereignisses ist. In der Tat, es ist hier nicht vorstellbar, dass ein Empfang, ein soirée oder sonstiges offizielles Zusammmentreffen stattfinden könnte, ohne dass Champagner gereicht würde. Jedes andere Getränke, vor allem Sekt, würde den Gastgeber als Geizkragen erscheinen lassen, der nicht bereit ist, sich die Gesellschaft seiner illustren Gäste etwas kosten zu lassen. Der Franzose an sich ist halt gerne etwas prätentiös...p1010809
Selbstverständlich, dass der Präsident der assemblée nationale, Monsieur Jean-Louis Debré diesen Verdacht nicht auf sich kommen lassen wollte. Deshalb gab es anlässlich der Verleihung des deutsch-französischen Parlamentspreises im wunderschönen an die assemblée nationale angeschlossenen Hôtel de Lassy Champagner. Als Vertreter der deutschsprachigen Pariser erhielten der Pfarrer und über Umwege auch ich (vgl. letzten Beitrag) eine Einladung, an diesem Ereignis teilzunehmen.

Einmal mehr war es sehr interessant, wie viel Wert der Franzose auf ein makelloses Protokoll legt. Am Treppenaufgang, auf dem ein roter Teppich ausliegt, stehen auf beiden Seiten 6 Nationalgardisten in Paradeuniform, die - ich nehme als Begrüßung - nette Kunststücke mit ihren Degen aufführen. An der Garderobe steht vor mir ein Mann mit einem auffällig rotem BartLammert - das ist doch... "Guten Morgen, Herr Thierse", stelle ich mich vor und lerne bei der Gelegenheit die anderen Vizepräsidenten des Bundestages sowie den Präsidenten Norbert Lammert kennen.
Jetzt fehlt auf meiner Liste eigentlich nur noch Angie die Kanzlerin und Horst der Bundespräsident, dann habe ich den drei wichtigsten Repräsentanten des Staats die Hand geschüttelt ;) Nach der Laudatio auf die beiden Ausgezeichneten des Parlamentspräsidenten und dem unvermeidlichen Champagnerempfang kam ich dann noch in den Genuss einer Privatführung durch die Räumlichkeiten der Nationalversammlung inklusive dem Plenarsaal. AssembleAuch hier drängte sich etwas der Eindruck auf, dass die fehlende politische Macht - Frankreich ist eine Präsidialdemokratie mit einer starken Machtkonzentration auf den höchsten Mann (bald Frau?) im Staat - durch umso prachtvolleres Dekor kompensiert wurde.
Wie gesagt, der Schein hat manchmal mehr Wert als das sein. So, nun werde ich noch einen Gast unserer Gemeinde aus der Zentrale in Bonn zum Flughafen bringen und dann ist auch dieser ereignisreiche Tag wieder vergangen. Wie die Zeit vergeht, am Ende des Monats bin ich dann 6 Monate in Paris...

Dienstag, 13. Februar 2007

Monsieur Fouchet - der coolste Opa aus dem XVI arrondissement

Wenn ich meine Beitrage in diesem Blog überfliege fällt mir auf, dass die Themenwahl nicht sehr ausgewogen ist. In den meisten Fällen erzähle von überaschenden Treffen mit französischen Staatspräsidenten, Filmschauspielern oder Essen in der Botschaft (übrigens ist morgen ein Empfang in der assemblée nationale anlässlich der Verleihung des deutsch-französischen Parlamentspreises. Zuerst war nur der Pfarrer eingeladen, aber ein Anruf in der Protokollabteilung genügte um zu erklären, dass der Pfarrer unbedingt *g* einen Begleiter mitnehmen möchte und um zwei Tage später eine Einladung im Briefkasten zu finden. Ich fürchte, das könnte der nächste Artikel werden) Also zurück zum Thema, wenn ich nicht meine Erlebnisse mit der Pariser high-society zum Besten gebe, beschwere ich mich mit einem Augenzwinkern über die skandalösen Arbeitsbedingungen und die unmenschliche Arbeitslast. Ein schönes Thema, meine Wahrnehmung der Eigenheiten der Pariser - ja es gibt sie und es ist herrlich sich darüber zu amüsieren - habe ich bisher leider nur angeschnitten. Aber ist mein fester Entschluss diesen Zivilisationsschock den ich hier tagtäglich erlebe, an die Öffentlichkeit zu bringen. ;)
Das Ziel des heutigen Beitrages ist vielmehr, meine Arbeit von der schönen Seite zu zeigen, denn heute war wirklich ein schöner Tag. Generell ist zu sagen, dass sich seit dem Pfarrerwechsel sehr viel getan. Nicht nur die Arbeitsfelder haben sich geändert - mittlerweile verbringe ich bei freier Zeiteinteilung die Hälfte meiner Zeit mit Hausbesuchen von Alten und Kranken und die andere Hälfte mit wirklich verantwortungsvollen Tätigkeiten wie Redaktion des Gemeindebriefes oder kreativen Tätigkeiten wie dem Relaunch der Homepage anstatt nach festen Arbeitszeiten acht Stunden am Tag den Hof zu kehren.
Nachdem ich heute vormittag an der Hompage weiterarbeitete (Launch in ca. einer Woche: ) und der Buchprüferin aus der Zentrale in Bonn assistierte (was man als Zivi hier nicht alles lernt...) stand um nachmittags einer meiner Lieblingstermine auf der Agenda: Monsieur Fouchet.M-Fouchet

Als ich um 16h im Foyer seines Wohnhauses zeitungslesend auf ihn warte, kommt er gutgelaunt aus der Tür, in der Hand eine Tasche mit zwei Flaschen Bier. "Bonjour Patrick, wie geht?", fragt er in einer ihm eigenen Sprachmischung. Erklärend muss ich sagen, dass M Fouchet 94 Jahre alt ist und sein Leben lang als Botschafter durch die Welt reiste, alle drei Jahre in ein neues Land berufen wurde und neben Französisch Englisch, Deutsch, Portugisch, Italiensch und Schwedisch sprich. Mit ihm treffe ich mich, um Spazierenzugehen und etwas Deutsch zu reden, oder auch Französisch oder Englisch, je nachdem in welcher Sprache man sich im Augenblick am besten erklären kann. Nachdem er mir bei bisherigen Treffen Anekdoten aus seinem ereignisreichen Leben erzählte, sei es Erlebnisse mit der résistance, von afrikanischen Putschversuchen oder dem süßen Leben am Strand von Rio, eröffnete er mir, dass er lernen möchte, wie das Internet funktioniere.

M-Fouchet-IIUnd so nehme ich in seit drei Wochen mit in mein Büro, um mit ihm die ersten Schritte am Computer zu gehen und die unbegrenzten Möglichkeiten des Internets zu entdecken zu lassen. Damit das ganze in einer entspannten Atmosphäre abläuft, ist es laut M Fouchet natürlich unerlässlich, dabei gemeinsam ein Bier zu trinken. Welche ein Job, bei der man während der Arbeitszeit das Trinken nicht verboten sondern im Gegenteil sogar erwünscht ist (Wein an Kirchengemeinderatssitzungen, Frühschoppen am Sonntag; Bier mit M Fouchet und an Sommerfesten; Whiskey beim apéro mit Mme Dubaquier, der coolsten Oma im XVI Arrondissement, der ich auch noch einen Artikel widmen muss...) Aber auch ohne des Bieres wäre es mit M Fouchet eine absolut entspannte Angelegenheit, auch wenn es nicht so ganz einfach ist, jemanden zu erklären der noch nie vor einem PC saß, wie das so genau mit der Maus funktioniert und wo genau man die Internetadresse hinschreiben muss. Aber ich habe einen sehr motivierten und gelehrigen Schüler, sodass wir schon große Fortschritte machten. Wenn ich ihn dann um 18h wieder bis vor seine Tür bringe und er sich mit einem großen Grinsen veraschiedet und ich merke, wie sehr er sich auf nächste Woche freut - dann habe ich das Gefühl, einen sinnvollen Arbeitstag verbracht zu haben.

Freitag, 9. Februar 2007

Isabelle Adjani und der Traum von der 35 Stundenwoche

Die heutige Wochenrückschau möchte ich nutzen, mich über die skandalösen Arbeitsbedingungen zu beschweren ;) Während die Franzosen sich es mit ihrer 35-Stundenwoche gut gehen lassen, gilt für mich deutsches Arbeitsrecht, d.h 37,5 Stundenwoche, weniger Urlaub und Feiertage. Darüberhinaus stellen diese 37,5 Stunden einen theoretischen Wert dar, da vor allem in den letzten Wochen die Arbeiten für die Neugestaltung des Gemeindebriefs und Homepage, sowie der Erstellung des Finanzjahresabschlusses ziemlich viel zum normalen Tagesgeschäft dazugekommen ist, so dass vor der 7 eher eine 4 als eine 3 stand. Nach meinem freien Tag am Montag war ich Dienstag bis 21h im Büro, am Mittwoch fiel die Mittagspause flach, am Donnerstag war ich von 7.30 Uhr bis 19 Uhr ohne Unterbrechung unterwegs und heute brachte mich eine Beerdigung (dazu später mehr) um eine mittägliche Entspannungsphase. Um aber meinen Nachfolger, der um das Bild des gechillten Zivijobs bangen könnte und alle, die hier das lesen und sich um meine Gesundheit sorgen machen, nicht zu verunsichern, kann ich versichern, dass solche extremen Stoßzeiten eher die Ausnahme sind und die angehäuften Überstunden bei Gelegenheit abgefeiert werden können. Das ist auch meine Hoffnung für die nächste Woche, da Gemeindebrief und Homepage soweit abgeschlossen sind und ich die Buchhaltung morgen in einem weiteren Mammutakt (Überstunden, ich komme...) beenden möchte.

Doch nun möchte ich die nette Reihe: "Unglaubliche Erlebnisse eines Pariser Zivis" um eine weitere Anekdote bereichern.
Als ich heute morgen ins Büro kam, lagen in meinem Fach (dort wo die sonstige Arbeit auf mich wartet und sich im Moment etwas türmt) zwei handschriftlich engbeschriebe Seite. Daran befestigt ein Zettel mit der Aufschrift: Bitte die Predigt für Beerdigung heute Mittag übersetzen. Ich gebe zu, dass ich diese Möglichkeit die anderen Aufgaben etwas warten zu lassen gerne wahrnahm, vor allem da mir Übersetzen sehr viel Spaß macht. Gleich beim ersten Satz stockte ich: Beerdigung von Augusta Adjani. Nicht dass mir "enterrement" bzw. "funérailles" nicht eingefallen wäre, es war der Name, der mir irgendwie bekannt vorkam. Nun gut, muss nicht unbedingt was heißen, gibt viele Leute mit dem gleichen Namen. Nach einiger Zeit steckte der Pfarrer seinen Kopf durch die Tür und erzählte mir, dass die Beerdigung auf dem Friedhof Père Lachaise stattfinden wird. Dies bestätigte meine Vermutung, denn auf diesem Friedhof wird nur beerdigt, wer das nötige Kleingeld mitbringt. "Die Tochter der Verstorbenen heißt aber nicht zufällig Isabelle?", fragte ich meinen Chef. "Doch...Warum?", antworte er, nichtahnend dass Isabelle Adjani einer der bekanntesten französischen adjaniFilmschauspielerinnen ist, auf einer Stufe mit Emmanuelle Béart, Cathérine Deneuve, Ludivine Sagnier oder auf männlicher Seite Gérard Dépardieu. So kam es, dass ich den heutigen Tag in der Entourage DER Adjani, wie sie Frankreich erfürchtig genannt wird, verbrachte. Warum sie diesen Namen trägt wird klar, als sie durch die Kirchentüren von St Clotilde, einer wunderschönen gothischen Basilika in Sichtweite der assemblée nationale, tritt. Ganz ein schwarz, das Gesicht zum Schutz vor den Paparazzi von einem schwarzen Schleier bedeckt, nimmt sie mit ihrer Aura den ganzen Raum von sich ein. Das, was man unter dem Schleier entdecken kann, liese eher auf eine 35-Jährige als auf eine 52-Jährige schließen. Ihr folgen ihre Privatsekretärin und einige unauffällige Männer mit dünnen schwarzen Krawatten. Gerne hätte ich einige Fotos gemacht, aber der Respekt vor ihrer Privatspähre und vor allem den Muskeln ihrer unauffälligen Begleiter hat mich dann schnell vom Gegenteil überzeugt. Auf den Weg zum Friedhof geht es dann in abgedunkelten Limosinen. Dort angekommen, hatte ich die Gelegenheit einige Worte mit ihr zu wechseln. Wirklich eine sehr nette Frau - hat sich sogar bei mir bedankt, wie gut ich mich um alles kümmere und wie aufbauend die Predigt gewesen sei ;) (gut, ich habe es nur übersetzt, aber immerhin...) Als ich wieder in meinem Zimmer stand, ihr Privatchauffeur hat es sich nicht nehmen lassen mich bis vor die Haustüre zu bringen, hatte ich die Nummer ihrer Agentin. Falls ich Freikarten für Theater oder sonstirgendetwas bräuchte...Und das ist nun wirklich wichtiger, als irgendein Foto, das man sich sowieso aus dem Internet ziehen kann ;)

Dienstag, 30. Januar 2007

Faulheit? Stress? Alltag? Endlicher wieder ein neuer Beitrag!

Die Abstände zwischen meinen Beiträgen werden bedenklicherweise immer größer. Wenn ich mir die Frage nach dem Grund stelle, kommt als Antwort eine Reihe von Schlagworten in Frage: Faulheit, Stress, Schreibblockade, Alltag. Ich denke, alle tragen ihren Teil dazu bei, dass ich in letzter Zeit nicht als eifriger Chronist gelten kann. Die Tatsache, dass ich 99% der begrenzten 24h eines Tages entweder auf der Arbeit oder unterwegs in Paris verbringe, möchte ich als Entschuldigung anführen, dass ich in der restlichen Zeit zu faul bin, dieses Journal zu pflegen. Oder auch einfach schlafen möchte ;) Dazu kommt, dass wir uns auf der Arbeit im Moment auf der Stress-Sinus-Kurve ganz oben befinden: Neben dem Pfarrbrief, bereiten wir einen kompletten Relaunch der Homepage vor. Das bedeutet, dass ich fast den ganzen Tag vor dem Computer verbringe und mir Artikel aus den Fingern sauge oder mich durch mySQL-Datenbanken kämpfe. Positiver Effekt der konzentrierten Aktion ist die Tatsache, dass ich teilweise von Zuhause arbeiten kann. Welcher Zivi kann schon behaupten, dass sein Arbeitsplatz einen Schritt von seinem Bett entfernt ist? Auf der anderen Seite bemerke ich, dass die Form meiner Augen sich langsam von rund in viereckig verwandelt und das finde ich dann eher bedenklich. Meine Entschuldigungsrede möchte ich dann mit dem Argument abschließen, dass sich mein Leben Richtung Alltag entwickelt. Zwar erlebe ich jeden Tag absolut spannende Sachen, aber es ist doch interessant, wie schnell man sich an manche Dinge gewöhnt. EiffelausMetro Wenn ich mit der Métro über die Brücke Bir-Hakeim fahre und der Eifelturm aus dem Nichts auftaucht, blicke ich mittlerweile nur noch selten aus meiner Zeitung auf, während dieses Erlebnis in der Anfangszeit einen großen Bericht wert gewesen wäre.
So verschwieg ich unter anderen meinen Lesern, dass ich am 14.Januar in der comédie française Molières 385. Geburtstag feierte. Die Schauspieler, auch Molières Kinder genannt, gaben den malade imaginaire (Ironie der Geschichte: Molières letztes Stück; er starb kurz nach der vierten Aufführung, in der er selbst den Eingebildeten Kranken spielte) und überbrachten am Ende eine hommage an ihren Namenspatron, indem sie vom Balkon des Theaters den auf dem Vorplatz bei Glühwein versammelten Zuschauern bons mots ihres Patrons zum Besten gaben. In dieser netten Atmosphäre habe ich per Zufall auch einige Studenten kennengelernt,mit denen ich mich inzwischen auch mehrmals getroffen habe, sodass ich in Zukunft auch dieses Milieu etwas besser kennenlernen werde.
Die restlichen Erlebnisse der vergangenen Tage sind in der Erinnerung schon etwas verwischt - irgendwie war ich fast jeden Abend unterwegs. Erwähenswert sind vielleicht noch zwei Geschichten: gloserLetzte Woche war ich bei einer Diskussionsrunde mit dem deutschen Europaminister Günter Gloser in den Räumen der assemblée nationale, der Nationalversammlung. Ohne zu tief in die Details einsteigen zu wollen hat es mich gefreut, dass Deutschland seine Ratspräsidentschaft nutzt, um den Verfassungsprozess voran zu bringen. Hier in Frankreich geht vor der Präsidentschaftswahl in 3 Monaten sowie in dieser Hinsicht nichts mehr voran, aber hoffentlich kann der neue Präsident, sei es Ségo oder Sarko, neue Impulse geben. Im besten Fall sogar die Franzosen dazu zu bringen, ihr non zu überdenken.
Am Freitag hieß es dann wieder Champagner for free - das Deutsch-französische Jugendwerk (DFJW) hatte zum Empfang geladen und ich ließ mir die Gelegenheit natürlich nicht entgehen, Kontakte zu knüpfen. Jetzt kenne ich den Chef des Pariser Goethe-Institutes sowie die halbe Belegschaft des DFJW und irgendetwas sagt mir, dass ich dort ab sofort ganz gut einen Praktikumsplatz bekommen könnte ;)
Am Wochenende nahm mich David, mein Sprach-Tandem-Partner, in sein altes Gymnasium mit, wo er bei einem Berufsinfotag über seinen Job erzählte und mir die Lehrer vorstellte. Auf diese Weise scheine ich jetzt eine Theatergruppe gefunden haben, würde mich wirklich freuen, wenn ich das Theater hier nicht ganz aufgeben müsste, auch wenn die Sprachbarrieren bei so einem Hobby doch sehr hinderlich sind. Improvisieren auf der Bühne stellt sich im Französischen etwas schwerer dar, da fehlt mir noch ein wenig.
luxembourgDiesen langen und hoffentlich nicht auf lange Zeit letzten Beitrag möchte ich mit einem Bild abschließen, dass meine Lieblingsbeschäftigung zeigt: Entspannen/Schlafen im Jardin du Luxembourg. Sonntag Nachmittag, nach einer kurzen Nacht und der frühen Arbeit mich in die Linie 82 setzen, an Eiffelturm/Invalides/Montparnasse vorbei, nach einer halben Stunde aus dem Bus in den Park, auf den Stuhl, Beine hoch, und je nach Schlafmangel Zeitung raus oder Augen zu und dann die Sonne genießen. Den Entspannungswert steigert ernorm, wenn man in dieser Haltung solange verharrt, bis die letzten Sonnenstrahlen hinter dem Horizont verschwunden sind - Paris je t'aime

Dienstag, 16. Januar 2007

Neue Bilder online

Endlich gibt es wieder neue Bilder zu bestaunen. Vielen Dank an meinen Bruder Alex, der mich aufmerksam machte, wie das schnell zu machen ist, sodass auch ein sich ständig im Freizeitstress befindlicher Zivi das hinbekommen kann. A propos Freizeitstress...ich muss schon wieder los....

Dienstag, 9. Januar 2007

Réveillon

Wie die Zeit vergeht... Eigentlich bin ich ein strikter Gegner solcher leicht dahingesagten Allgemeinplätze. Dumm nur, wenn es stimmt... In der Tat ist es schon wieder länger als eine Woche her, dass ich nach einigen schönen Tagen in der Heimat inklusive Weihnachtsessen mit Familie und Klassentreffen mit celtis2006 wieder in München in das Flugzeug stieg. Oder soll ich lieber Flieger sagen? Nein, ich glaube Cesna wäre der Größenordnung nach wohl die richtige Beschreibung der Lufthansa-Maschine, die mich von Franz-Josef Strauß nach Charles de Gaulle beförderte. Ich breite dieses Punkt so aus, um zu verdeutlichen, dass es in der Geschichte der Luftfahrt wohl eine Zeit gab, in dem es wohl noch keinen Autopiloten beim Landeanflug gab, sondern der Kapitän noch selbst Hand anlegte - zumindest fühlte sich die Landung so an ;)
Immerhin kam noch rechtzeitig zu Sylvester in die Stadt, um mich mit David auf dem Montmartre zu treffen und einem atemberaubenden Feuerwerk beizuwohnen. Zum Glück könnt ihr nicht sehen, wie meine Nase immer größer wird und an den Bildschirm stößt, denn wenn ich ehrlich sein soll, war das Feuerwerk eher Mittelmaß. Um ganz ehrlich zu sein.... Es gab gar kein Feuerwerk, denn der Franzose an sich, in diesem Fall die Stadt Paris, verballert ihren Etat lieber am Nationalfeiertag, den 14.Juli. Na gut, immerhin wusste ich das schon vorher und versuchte nicht wie die Touris meinen Hals in den Nacken legend verzweifelt den Himmel abzusuchen und mir dabei eine Zerrung im Genick zuzuziehen, deshalb hielt sich die Entäuschung in Grenzen. Dennoch schon komisch zu sagen: In Hambach gibt es an Sylvester, wenn auch nur am Himmel, mehr zu sehen. A propos Touristen: Ich war schon leicht überrascht vor Sacre Coeur zu stehen und die Masse: "Zehn, Neun, Acht, ..." herunterzählen zu hören. Spreche ich wirklich schon gut Französisch, dass mein Gehirn mir im Französischen vorspiegelt, meine Muttersprache zu hören? Ein Blick in die Menge machte diese nette Illusion zunichte, denn wie es schien fuhren sämtliche deutschen Busunternehmen an Sylvster nach Paris und luden ihr Klientel auf dem Montmartre ab, sodass ich mich fast ausschließlich unter Landsleuten wiederfand. Neben der Sprache machte mich darauf mein mittlerweile sehr geschulter und zuverlässiger Nationalitäten-Erkennungs-Blick aufmerksam. Paris als kosmopolitische Stadt bietet die optimalen Voraussetzungen während einer langweiligen métro-Fahrt "Woher komme ich?" zu spielen und es wirklich witzig, sich den Eigenheiten und feinen Unterschieden zwischen den Nationalitäten bewusst zu werden. Wie gesagt: Das waren Deutsche ;) Nun ja, ihr seht wie ich vom Thema Sylvester abschweife...Allzu umwerfend war es leider nicht, da lässt sich es in Deutschland ebenso gut feiern. Naja...aber wenn man schon mal in kleines Apart hat, dann möchte man das dennoch probieren.
Mittlerweile hat mich der Alltag wieder mehr als im Griff, heute gleich ziemlich Überstunden geschoben und 10 Stunden auf der Arbeit verbracht. Davon allerdings zwei sehr amüsante und spannende mit M. Fouchet, meinem 94-jährigen Konversationspartner. Was er erlebt hat...Unglaublich...Ich glaube, dazu müsste ich doppelt so alt werden um annährend so viele Geschichten erzählen zu können...
So, nun aber genug erzählt, das Apart will aufgeräumt werden. Das will es eigentlich seit einigen Tagen, aber ich fürchte, heute gibt es keine Ausflüchte mehr ;)
Bald mehr!

Montag, 25. Dezember 2006

Ich packe meinen Koffer

Das war dieses Jahr also Weihnachten...Wäre ich nicht Zivi in einer Kirchengemeinde und hätte heute den ganzen Tag auf der Arbeit zugebracht, hätte ich es vermutlich überhaupt nicht mitbekommen. Gut, die Champs-Elysées erleuchten etwa eine Millionen kleine Glühbirnchen, auf dem place Victor Hugo vor meiner Haustür steht etwas bleulich schimmerndes, das wohl einen Weihnachtsbaum darstellen soll und sämtliche Einkaufszentren der Stadt erinnern an ein Zelt auf dem Oktoberfest, in dem der Wirt Freibier ausschenkt - Chaos pur. Aber ansonsten? Irgendwie fehlen zu Weihnachten dann doch Mamas Plätzchen, der Adventskranz auf dem Tisch, der Christbaum im Wohnzimmer und es komisch den ganzen Tag "joyeux Noël zu hören und sich dabei zu denken ah bon... - danke für die Info...Dazu kam, dass Weihnachten für einen Zivi in einer Kirche dann doch eher ein Arbeitstag ist und keine Zeit zum studenlangen dinieren, Geschenke auspacken, schöne Zeit machen etc... bleibt. War heute von 15 Uhr bis eben im Einsatz und deckte dabei ungefähr alle Spektren von Animateur bei der Kindermette bis Zivi für alles (Lektor, Messner, Smalltalkpartner) bei französischer und später deutscher Christmette ab - ich bin fertig...Sehr freute mich allerdings, dass viele aus der Gemeinde an ihren Zivi gedacht haben und mich mit Plätzchen überhäuften, sodass ich mich vermutlich damit bis zum nächsten Advent ernähren kann ;)
Nun heißt es wieder wie in diesem netten Kinderspiel: "Ich packe meine Koffer" und es geht für eine Tage nach Deutschland, ein bischen Urlaub im Hotel Mama machen ;), eine Zeitlang früher als im Morgengrauen ins Bett gehen und einfach von dieser bisweilen doch etwas stressigen Stadt Paris abschalten. Ich frage mich eigentlich, warum ich ausgerechent an Sylvester wieder zurückfliege, nach dieser Nacht wird die Erholung wieder aufgebraucht sein, aber die Neugierde war doch zu groß.
Also, ich packe meine Koffer und nehme die Weihnachtsgeschenke mit. Ich packe meinen Koffer und nehme die Weihnachtsgeschenke und die Leinenhose, die ich nicht gebügelt bekomme mit (freust du dich schon, Mama? *g*). Ich packe meine Koffer und nehme die Weihnachtsgeschenke, die Leinenhose, die ich nicht gebügelt bekomme und meine Flugticket mit. Ich packe meine Koffer und nehme die Weihnachtsgeschenke, meine Flugticket und... Häh, habe ich nicht schon wieder irgendwas vergessen? Das kann ja heute mittag beim Packen heiter werden...
So, den nächsten Bericht gibt es dann vermutlich in etwa einer Woche wieder aus Paris mit einem Report über Sylvester.
Bis dann - euer Patrick

Mittwoch, 20. Dezember 2006

Empfang der deutsch-französischen Industrie- und Handelskammer

These I

Es gibt hier in Paris einen deutschen Zirkel. Neben der Botschaft, dem Goethe-Institut, dem Heinreich-Heine-Haus, dem deutsch-französischem Jugendwerk, der deutsch-französischen Industrie- und Handelskammer gehört auch meine katholische Gemeinde deutscher Sprache dazu - sozusagen als geistlicher Überbau ;)

These II

Zur Aufgabe eines Zivis gehört das tägliche Leeren des Briefkastens

Synthese

Was diese zwei zunächst vollkommen zusammenhangslosen Feststellungen miteinander zu tun haben, soll das Ziel meines heutigen Beitrages sein.
Als ich eines schönen Tages mich aus meinem warmen Büro gegen 10.00 Uhr bei Wind und Regen vor das Haus zum Briefkasten quälte, verschlafen das Schlüsselloch anvisierte, nach dem dritten Anlauf den Schlüssel im Schloss herumdrehte und mit einer Hand den aus dem Kasten fallenden Stoß auffing, schnellstmöglichst mich wieder ins Haus zurückzog, um dort die Post zu sortieren, fiel mir ein Brief der deutsch-französischen Industrie- und Handelskammer auf. Einladung zum soirée franco-allemande mit Vortrag und anschließendem Champagnerempfang - das nimmt man doch gerne mit.
Und so lief ich heute die rue faubourg saint-honoré entlang, am Palais de l'Elysée vorbei, um zwischen den Boutiquen von Armani und Chanel in den Innenhof des Cercle de l'Union Interalliée einzubiegen - eines High-Society Clubs in den man wahrscheinlich nur mit der Mastercard Diamant und geschätzem Jahresgehalt von 10 Millionen aufgenommen wird.Handelskammer
Im zweiten Stock dann ein Saal, wie man es aus Historienfilmen kennt: Überdimensionale Spiegeltüren, massive Kronleuchter, Stühle mit Purpurbezug und Blattgold satt, es hätte nur noch Ludwig XIV zur Tür hereinkommen müssen und hätte nicht einmal deplaziert gewirkt. In diesem beeindruckenden Ambiente referierte Prof. Dr. Thomas von Danwitz, Richter am europäischen Gerichtshof zum Thema: "La mission de la Cour de justice des Communautés européennes et la portée pratique de sa jurisprudence pour le citoyen européen" (Die Aufgabe des europäsichen Gerichtshofes und die praktische Auswirkung seiner Rechtssprechung auf die Bürger der europäischen Union). Ich gebe zu, nicht unbedingt ein Thema, das vor Lebendigkeit sprüht und das man sich ansonsten gerne in seiner Freizeit anhört, aber in diesem Rahmen war es wirklich interessant. Allerdings vermute ich auch in diesem Zusammenhang, dass der Vortrag etwas als Vorwand für den anschließenden Empfang diente. Zwischen einem (oder zwei, oder drei, oder vier, oder...) Glaß/Gläßern Champagner bliebt genug Zeit zum informellen Austausch, ein optimales Terrain zum Kontaktknüpfen - auch wenn ich immer noch nicht weiß, was ich mit der Visitenkarte eines Immobilienmaklers soll, der "appartements de charme et de prestige" vertreibt. Wenn der wüsste, was verdiene und damit vielleicht eines seiner Appartements (mtl. ca. 6000€ plus courtage) für 2 Stunden mieten könnte, hätte er sich seine Karte wohl gespart ;) Richtig nützlich ist hingegen die Karte einer Mitarbeiterin einer grande école, die auch deutsch-französische Studien anbietet.
Alles in allem ein wieder einmal in richtig netter Abend, auch wenn ich die nächsten gerne wieder mit Jeans und Turnschuhen in einer Studentenbar verbringen werde...

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Zuletzt aktualisiert: 26. Apr, 00:47

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