Empfang der deutsch-französischen Industrie- und Handelskammer

These I

Es gibt hier in Paris einen deutschen Zirkel. Neben der Botschaft, dem Goethe-Institut, dem Heinreich-Heine-Haus, dem deutsch-französischem Jugendwerk, der deutsch-französischen Industrie- und Handelskammer gehört auch meine katholische Gemeinde deutscher Sprache dazu - sozusagen als geistlicher Überbau ;)

These II

Zur Aufgabe eines Zivis gehört das tägliche Leeren des Briefkastens

Synthese

Was diese zwei zunächst vollkommen zusammenhangslosen Feststellungen miteinander zu tun haben, soll das Ziel meines heutigen Beitrages sein.
Als ich eines schönen Tages mich aus meinem warmen Büro gegen 10.00 Uhr bei Wind und Regen vor das Haus zum Briefkasten quälte, verschlafen das Schlüsselloch anvisierte, nach dem dritten Anlauf den Schlüssel im Schloss herumdrehte und mit einer Hand den aus dem Kasten fallenden Stoß auffing, schnellstmöglichst mich wieder ins Haus zurückzog, um dort die Post zu sortieren, fiel mir ein Brief der deutsch-französischen Industrie- und Handelskammer auf. Einladung zum soirée franco-allemande mit Vortrag und anschließendem Champagnerempfang - das nimmt man doch gerne mit.
Und so lief ich heute die rue faubourg saint-honoré entlang, am Palais de l'Elysée vorbei, um zwischen den Boutiquen von Armani und Chanel in den Innenhof des Cercle de l'Union Interalliée einzubiegen - eines High-Society Clubs in den man wahrscheinlich nur mit der Mastercard Diamant und geschätzem Jahresgehalt von 10 Millionen aufgenommen wird.Handelskammer
Im zweiten Stock dann ein Saal, wie man es aus Historienfilmen kennt: Überdimensionale Spiegeltüren, massive Kronleuchter, Stühle mit Purpurbezug und Blattgold satt, es hätte nur noch Ludwig XIV zur Tür hereinkommen müssen und hätte nicht einmal deplaziert gewirkt. In diesem beeindruckenden Ambiente referierte Prof. Dr. Thomas von Danwitz, Richter am europäischen Gerichtshof zum Thema: "La mission de la Cour de justice des Communautés européennes et la portée pratique de sa jurisprudence pour le citoyen européen" (Die Aufgabe des europäsichen Gerichtshofes und die praktische Auswirkung seiner Rechtssprechung auf die Bürger der europäischen Union). Ich gebe zu, nicht unbedingt ein Thema, das vor Lebendigkeit sprüht und das man sich ansonsten gerne in seiner Freizeit anhört, aber in diesem Rahmen war es wirklich interessant. Allerdings vermute ich auch in diesem Zusammenhang, dass der Vortrag etwas als Vorwand für den anschließenden Empfang diente. Zwischen einem (oder zwei, oder drei, oder vier, oder...) Glaß/Gläßern Champagner bliebt genug Zeit zum informellen Austausch, ein optimales Terrain zum Kontaktknüpfen - auch wenn ich immer noch nicht weiß, was ich mit der Visitenkarte eines Immobilienmaklers soll, der "appartements de charme et de prestige" vertreibt. Wenn der wüsste, was verdiene und damit vielleicht eines seiner Appartements (mtl. ca. 6000€ plus courtage) für 2 Stunden mieten könnte, hätte er sich seine Karte wohl gespart ;) Richtig nützlich ist hingegen die Karte einer Mitarbeiterin einer grande école, die auch deutsch-französische Studien anbietet.
Alles in allem ein wieder einmal in richtig netter Abend, auch wenn ich die nächsten gerne wieder mit Jeans und Turnschuhen in einer Studentenbar verbringen werde...

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Zuletzt aktualisiert: 26. Apr, 00:47

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