Dienstag, 13. Februar 2007

Monsieur Fouchet - der coolste Opa aus dem XVI arrondissement

Wenn ich meine Beitrage in diesem Blog überfliege fällt mir auf, dass die Themenwahl nicht sehr ausgewogen ist. In den meisten Fällen erzähle von überaschenden Treffen mit französischen Staatspräsidenten, Filmschauspielern oder Essen in der Botschaft (übrigens ist morgen ein Empfang in der assemblée nationale anlässlich der Verleihung des deutsch-französischen Parlamentspreises. Zuerst war nur der Pfarrer eingeladen, aber ein Anruf in der Protokollabteilung genügte um zu erklären, dass der Pfarrer unbedingt *g* einen Begleiter mitnehmen möchte und um zwei Tage später eine Einladung im Briefkasten zu finden. Ich fürchte, das könnte der nächste Artikel werden) Also zurück zum Thema, wenn ich nicht meine Erlebnisse mit der Pariser high-society zum Besten gebe, beschwere ich mich mit einem Augenzwinkern über die skandalösen Arbeitsbedingungen und die unmenschliche Arbeitslast. Ein schönes Thema, meine Wahrnehmung der Eigenheiten der Pariser - ja es gibt sie und es ist herrlich sich darüber zu amüsieren - habe ich bisher leider nur angeschnitten. Aber ist mein fester Entschluss diesen Zivilisationsschock den ich hier tagtäglich erlebe, an die Öffentlichkeit zu bringen. ;)
Das Ziel des heutigen Beitrages ist vielmehr, meine Arbeit von der schönen Seite zu zeigen, denn heute war wirklich ein schöner Tag. Generell ist zu sagen, dass sich seit dem Pfarrerwechsel sehr viel getan. Nicht nur die Arbeitsfelder haben sich geändert - mittlerweile verbringe ich bei freier Zeiteinteilung die Hälfte meiner Zeit mit Hausbesuchen von Alten und Kranken und die andere Hälfte mit wirklich verantwortungsvollen Tätigkeiten wie Redaktion des Gemeindebriefes oder kreativen Tätigkeiten wie dem Relaunch der Homepage anstatt nach festen Arbeitszeiten acht Stunden am Tag den Hof zu kehren.
Nachdem ich heute vormittag an der Hompage weiterarbeitete (Launch in ca. einer Woche: ) und der Buchprüferin aus der Zentrale in Bonn assistierte (was man als Zivi hier nicht alles lernt...) stand um nachmittags einer meiner Lieblingstermine auf der Agenda: Monsieur Fouchet.M-Fouchet

Als ich um 16h im Foyer seines Wohnhauses zeitungslesend auf ihn warte, kommt er gutgelaunt aus der Tür, in der Hand eine Tasche mit zwei Flaschen Bier. "Bonjour Patrick, wie geht?", fragt er in einer ihm eigenen Sprachmischung. Erklärend muss ich sagen, dass M Fouchet 94 Jahre alt ist und sein Leben lang als Botschafter durch die Welt reiste, alle drei Jahre in ein neues Land berufen wurde und neben Französisch Englisch, Deutsch, Portugisch, Italiensch und Schwedisch sprich. Mit ihm treffe ich mich, um Spazierenzugehen und etwas Deutsch zu reden, oder auch Französisch oder Englisch, je nachdem in welcher Sprache man sich im Augenblick am besten erklären kann. Nachdem er mir bei bisherigen Treffen Anekdoten aus seinem ereignisreichen Leben erzählte, sei es Erlebnisse mit der résistance, von afrikanischen Putschversuchen oder dem süßen Leben am Strand von Rio, eröffnete er mir, dass er lernen möchte, wie das Internet funktioniere.

M-Fouchet-IIUnd so nehme ich in seit drei Wochen mit in mein Büro, um mit ihm die ersten Schritte am Computer zu gehen und die unbegrenzten Möglichkeiten des Internets zu entdecken zu lassen. Damit das ganze in einer entspannten Atmosphäre abläuft, ist es laut M Fouchet natürlich unerlässlich, dabei gemeinsam ein Bier zu trinken. Welche ein Job, bei der man während der Arbeitszeit das Trinken nicht verboten sondern im Gegenteil sogar erwünscht ist (Wein an Kirchengemeinderatssitzungen, Frühschoppen am Sonntag; Bier mit M Fouchet und an Sommerfesten; Whiskey beim apéro mit Mme Dubaquier, der coolsten Oma im XVI Arrondissement, der ich auch noch einen Artikel widmen muss...) Aber auch ohne des Bieres wäre es mit M Fouchet eine absolut entspannte Angelegenheit, auch wenn es nicht so ganz einfach ist, jemanden zu erklären der noch nie vor einem PC saß, wie das so genau mit der Maus funktioniert und wo genau man die Internetadresse hinschreiben muss. Aber ich habe einen sehr motivierten und gelehrigen Schüler, sodass wir schon große Fortschritte machten. Wenn ich ihn dann um 18h wieder bis vor seine Tür bringe und er sich mit einem großen Grinsen veraschiedet und ich merke, wie sehr er sich auf nächste Woche freut - dann habe ich das Gefühl, einen sinnvollen Arbeitstag verbracht zu haben.

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Cluster

Zufallsbild

EiffelausMetro

Suche

 

Status

Online seit 6481 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 26. Apr, 00:47

Credits


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren