Mittwoch, 14. Februar 2007

Nachtrag: Champagner beim Empfang in der assemblée nationale

Um die Liste der Getränke zu vervollständigen, die ich sozusagen verpflicht bin dienstlich zu mir zu nehmen, muss ich natürlich dieses mythische Getränk aus der Champagne hinzufügen. Ein Getränk, für das man minimal 15€ pro 0,75 l Flasche auf den Ladentisch legen muss, das die Kinder hier im XVI Arrondissement vermutlich in ihrer Nuckelflasche haben und das integraler Bestandteil jeden gesellschaftlichen Ereignisses ist. In der Tat, es ist hier nicht vorstellbar, dass ein Empfang, ein soirée oder sonstiges offizielles Zusammmentreffen stattfinden könnte, ohne dass Champagner gereicht würde. Jedes andere Getränke, vor allem Sekt, würde den Gastgeber als Geizkragen erscheinen lassen, der nicht bereit ist, sich die Gesellschaft seiner illustren Gäste etwas kosten zu lassen. Der Franzose an sich ist halt gerne etwas prätentiös...p1010809
Selbstverständlich, dass der Präsident der assemblée nationale, Monsieur Jean-Louis Debré diesen Verdacht nicht auf sich kommen lassen wollte. Deshalb gab es anlässlich der Verleihung des deutsch-französischen Parlamentspreises im wunderschönen an die assemblée nationale angeschlossenen Hôtel de Lassy Champagner. Als Vertreter der deutschsprachigen Pariser erhielten der Pfarrer und über Umwege auch ich (vgl. letzten Beitrag) eine Einladung, an diesem Ereignis teilzunehmen.

Einmal mehr war es sehr interessant, wie viel Wert der Franzose auf ein makelloses Protokoll legt. Am Treppenaufgang, auf dem ein roter Teppich ausliegt, stehen auf beiden Seiten 6 Nationalgardisten in Paradeuniform, die - ich nehme als Begrüßung - nette Kunststücke mit ihren Degen aufführen. An der Garderobe steht vor mir ein Mann mit einem auffällig rotem BartLammert - das ist doch... "Guten Morgen, Herr Thierse", stelle ich mich vor und lerne bei der Gelegenheit die anderen Vizepräsidenten des Bundestages sowie den Präsidenten Norbert Lammert kennen.
Jetzt fehlt auf meiner Liste eigentlich nur noch Angie die Kanzlerin und Horst der Bundespräsident, dann habe ich den drei wichtigsten Repräsentanten des Staats die Hand geschüttelt ;) Nach der Laudatio auf die beiden Ausgezeichneten des Parlamentspräsidenten und dem unvermeidlichen Champagnerempfang kam ich dann noch in den Genuss einer Privatführung durch die Räumlichkeiten der Nationalversammlung inklusive dem Plenarsaal. AssembleAuch hier drängte sich etwas der Eindruck auf, dass die fehlende politische Macht - Frankreich ist eine Präsidialdemokratie mit einer starken Machtkonzentration auf den höchsten Mann (bald Frau?) im Staat - durch umso prachtvolleres Dekor kompensiert wurde.
Wie gesagt, der Schein hat manchmal mehr Wert als das sein. So, nun werde ich noch einen Gast unserer Gemeinde aus der Zentrale in Bonn zum Flughafen bringen und dann ist auch dieser ereignisreiche Tag wieder vergangen. Wie die Zeit vergeht, am Ende des Monats bin ich dann 6 Monate in Paris...

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Zuletzt aktualisiert: 26. Apr, 00:47

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