Donnerstag, 9. November 2006

Französische Musik - la musique française

akkordeonDenkt man an französische Musik, so sind die ersten Assoziationen wahrscheinlich: Akkordeonspieler mit Baskenmütze, Ohhhh Champs Elysées, Edith Piaf, Jacques Brel, etc...(Johnny Hallyday - DEN Star der französischen Musikszene - kennt man in Deutschland zum Glück nicht) Das ist alles zwar ganz nett, aber nicht wirklich das, was sich die junge Generation unbedingt anhören würde. Dabei wird übersehen, dass es in Frankreich eine zeitgenössische muttersprachliche Musikszene gibt, die um so viel reicher ist als hier in Deutschland das Schlagergedudel auf Bayern 1. Mittlerweile tut sich in dieser Hinsicht zum Glück einiges, aber der Rückstand ist enorm. Das Grundproblem bleibt indes bestehen - der Stolz auf die Sprache. Während in Frankreich die Muttersprache ein wahres Heiligtum darstellt, sodass jeder Einfluss von Anglizismen geradezu als Blasphemie gilt und deshalb die academie française über den korrekten Gebrauch des Französischen wacht, während hier die Fähigkeit mit der Sprache spielen zu können geradzu zur Allgemeinbildung gehört, ist man in Deutschland schnell mit win-win-situations und meetings bei der Hand. Nebenbei: Deutsch zu texten und zu singen hat eben nicht so viel sex-appeal
Dass die Franzosen aus überschwänglicher Liebe zur Muttersprache oder sonstigen unerfindlichen Gründen es einfach nicht schaffen andere Sprachen zu lernen, steht auf einem anderen Blatt. Doch zurück zum Thema: Französische Musik.
Wie immer in Frankreich, so konzentriert sich auch hier alles auf la capitale, das trotz Jahrzenten der Dezentralisierung alle Lebensbereiche dominierende Paris. Jeden Abend stehen hier auf den Bühnen der unzähligen Konzertsälen und Clubs die Bands, die gerade angesagt sind. Mein erstes Konzerlebnis am Montag:

DEBOUT SUR LE ZINC

und es war wirklich genial!
Der Ort: Bataclan, ein Konzertsaal mit dem Charm der Jahrhundertwende, zwischen Republique und Bastille in einer im Moment sehr angesagten Gegend gelegen.Bataclan
Das Publikum: Schon nach dem erstem Lied der Vorband herrschte eine Stimmung, wie sie in Deutschland nicht einmal bei der Zugabe vorkommt
Die Musik: Eine fesselnde Mischung aus Rock, Kleizmer, Pop mit Einflüssen aus Jazz, DSLZTango und Walzer - wie ich sie noch nie hörte. Die Texte sind sehr poetisch (sodass man viele neue Wörter lernt) und gleichzeitig von einer solchen Leichtigkeit und Lebensfreude, dass man einfach gute Laune davon bekommen muss. Etwa 2,5 Stunden standen sie auf der Bühne und boten eine grandiose Show, ohne pyrtotechnische Effekte oder sonstigige Spielereien nötig zu habe. Allein die Musik und die Freunde, die die Jungs beim spielen ausstrahlten, ließ eine einzigartige Stimmung entstehen. Das alles für 20€ - was will man mehr? Nach diesem grandiosen Erlebnis werde ich sicher meine "Forschungen" in diese Richtung weiter verfolgen, auch wenn die meisten interessanten Konzertsäle am anderen Ende der Stadt liegen - hier ist es einfach zu bürgerlich dafür. Aber wofür gibt es die Nacht, wenn man tagsüber arbeiten muss?

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Cluster

Zufallsbild

Lammert

Suche

 

Status

Online seit 6493 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 26. Apr, 00:47

Credits


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren